Esimene standard (1884)

Erster STANDARD 1884

Der St. Bernhardshund

a) Der kurzhaarige St. Bernhardshund.

1. Kräftige, hohe, in allen Partien stramme, muskulöse Figur, mit mächtigem Kopf und höchst intelligentem Gesichtsausdruck. Bei Hunden mit dunkler Maske erscheint der Ausdruck ernster, doch nie bösartig,

2. Kopf. Wie der ganze Körper sehr kräftig und imposant. Der starke Oberkopf ist breit, etwas gewölbt und geht seitlich in sanfter Rundung in die sehr kräftig entwickelten, hohen Backenpartien über.

Hinterhauptbein nur mässig entwickelt.

Der Supraorbitalrand ist sehr stark entwickelt und bildet mit der Längsachse des Kopfes annähernd einen rechten Winkel.

Zwischen den beiden Supraorbitalgogen, au derSchnanzenwurzel, tief einschneidend, beginnend und gegen den Ansatz des Hinterhauptbeines allmählig seichter werdend, zieht sich eine namentlich in der vorderen Hälfte kräftig markirte Furche über den ganzen Oberkopf. Die seitlichen Linien vom äussern Augenwinkel zum Hinterköpfe divergiren nach hinten ziemlich stark.

Die Stirnhaut bildet über den Supraorbitalbogen gegen die Stirnfurche konvergirende, mehr oder weniger deutlich ausgesprochene, ziemlich starke Falten, die besonders im Affektstärker hervortreten, jedoch nichts wen des Finstern bewirken.

Der Oberkopf geht plötzlich und ziemlich steil abfallend in die Schnanzenpartie über.

Die Schnauze ist kurz, nichtverjüngt und muss der senkrechte Durchschnitt an der Schnauzenwurzel grösser sein als die Länge der Schnauze.

Der Schnauzenrücken ist nicht gewölbt, sondern gerade, bei manchen guten Hunden mitunter leicht durchgebrochen

Von der Schnauzenwurzel führt über den ganzen Schnauzenrücken eine ziemlich breite, deutlich ausgesprochene, seichte Rinne zur Nase. ,

Die Lefzen des berkiefers sind starkentwickelt, nicht abgeschnitten, sondern in schönem Bogen in den untern

Rand Übergehend, leicht überhängend.

Die Lefzen des Unterkiefers dürfen nicht tiefhängend sein.

Das Gebiss ist im Verhältniss zur Kopfkonfiguration nur mässig stark entwickelt.

Ein schwarzer Rachen ist erwünscht.

3. Die Nase (Schwamm) ist sehr kräftig, breit, mit weit geöffneten Nasenlöchern und soll, wie die Lef:zen, stets schwarz sein.

4. Der Behang ist mittelgross, ziemlich hoch angesetzt, an der Basis mit sehr kräftig entwickelter Muschel I leicht abstehend, dann in scharfer Biegung seitlich abfallend und ohne jede Drehung der Kopfform sich anschmiegend. Der Ohrlappen ist zart und bildet ein abgerundetes, nach der Spitze hin wenig verlängertes Dreieck, dessen vorderer Rand fest am Kopfe anliegt, während der hintere, besonders bei aufmerksamer Haltung, etwas abstehen darf. Schwach angesetzte Behänge, die sich an ihrer Ansatzlinie sofort dem Kopfe anschmiegen, geben demselben ein ovales, zu wenig rnarkirtes Aussehen, während die kräftig entwickelte Behangbasis demselben eine mehr eckige, breitere Oberkopfpartie und ein viel ausdrucksvolleres Aussehen verleiht.

5. Die Augen stehen mehr nach vorn als nach der Seite, sind mittelgross, braun (nussbraun), mit klugem, freundlichem Ausdruck, liegen mässig tief; die untern Lider schliessen in der Regel nicht vollkommen und bilden dann gegen den innern Augenwinkel eine eckige Falte. Zu tief hängende Lider mit auffällig hervortretenden Thränendrüsen oder ho hochgerötheter, wulstiger Bindehautfalte sind verwerflich.

6. Der Hals ist hoch angesetzt, sehr kräftig und wird im Affekte steil, sonst aber horizontal oder leicht gesenkt getragen. Der Ubergang vom Kopf züm Nacken ist durch eine deutliche Furche markirt. Nacken sehr muskulös und seitlich gewölbt, wodurch der Hals ziemlich kurz erscheint. Gut ausgesprochene Kehl und Halswamme, doch ist zu starke Entwicklung derselben nicht erwünscht.

7. Die Schultern sind schräg und breit, sehr muskulös und kräftig. Widerrist stark ausgeprägt.

8. Der Brustkasten ist sehr gut gewölbt, mässig tief, soll nicht über die Ellbogen herabreichen

9. Rücken. Sehr bre it, nur in der Lendengegend ganz leicht gewölbt, sonst bis zur Hüfte vollkommen gerade, von der Hüfte zur Kruppe sanft abfallend. und unvermerkt in die Schwanzwurzel übergehend.

10. Hinterhand. Gut entwickelt, Keulen sehr muskulös.

11.. Bauch. Von der sehr kräftigen Nierenpartie deutlich abgesetzt, nur wenig aufgezogen.

12. Die Rute (Stiel, Schwanz), unvermittelt aus der Kruppe breit und kräftig entspringend, ist lang, sehr schwer; sie endigt in kräftiger Spitze und wird in der Ruhe gerade herabhängend, nur im untern Drittel leicht aufwärts gekrümmt getragen. Bei einer grossen Anzahl von Exemplaren wird die Rute an der Spitze leicht umgebogen getragen (wie bei allen frühern llospizhunden nach frühern Gemälden) und ist daher fförmig hängend, Im Affekte tragen alle Hunde die Rute nie hr oder weniger stark nach oben gebogen. Doch darf sie nicht zu steil oder gar über den Rücken gerollt getragen werden. Leichtes Umrollen der Schwanzspitze noch eher gestattet.

13. Oberarm. Sehr kräftig und ausserordentlich muskulös.

14.Vordelläufe. Gerade, kräftig.

15. Hinterläufe. Im Sprunggelenk Lässig gebogen, je nach Entwicklung einfacher oder doppelter Wolfsklauen (Sporren) in den Füssen mehr oder weniger nach aussen gedreht, was nicht mit kuhhessig zu verwechseln ist.

16. Pfoten. Breit, mässig geschlossen, ‘mit kräftigen, ziemlich stark gewölbten Zehen. Die einfachen oder doppelten S’

Sporren tief angesetzt, so dass sie fast mit der Sohlenfläche in gleiche Höhe zu stehen kommen, wodurch allerdings eine Verbreiterung der Gehfläche bewirkt wird und der Hund im Schnee weniger leicht durchbrechen kann. Es gibt Hunde” welche an den Hinterfüssen eine regelmässig gebildete, fünfte Zehe tragen (Daumen). Die sogenannten Wolfsklauen, welche sich mitunter an der Innenseite der Hinterfüsse vorfinden, sind vollkommen entwickelte Zehen und haben für den Gebrauch wie für die Beurtheilung des Hundes keinen Werth.

17. Das Haar ist sehr dicht, stockhaarig, glatt anliegend, derb, aber doch nicht rauh sich anfühlend. Keulen sind leicht bebost. Die Rute an der Basis länger und dichter, gegen die Spitze allmählig weniger lang beliaart. Die Rute erscheint buschig, keine Fahne bildend.

18. Farbe. Weiss mit roth oder roth mit weiss, das Roth in seinen verschiedensten Nüancen; weiss mit graugelben bis graubraun gestromten Platten, oder eben diese Farben mit weissen Abzeichen. Die Farben roth oder graugelb und braungelb sind völlig gleichwerthig. Unbedingt nöthige Abzeichen sind: weisse Brust, Füsse und Rutenspitze, Nasenband, Halsband-, Genickfleck. und Blässe sind sehr erwünscht, Niemals einfarbig oder ohne weiss. Fehlerhaft alle andern Farben ausser der sehr beliebten dunklen Verbrämung am Kopfe (Maske) und den Behängen.

19. Die Schulterhöhe des Hundes (mit Galgenmass gemessen) sollte im ‘Minimum 70 cm, der Ilündin 65 cm betragen. Die weiblichen Thiere sind durchweg zarter und feiner gebaut.

20. Als fehlerhaft sind alle mit den Points nicht stimmenden Abweichungen zu betrachten.

b) Der langhaarige St. Bernhardshund.

Der langhaarige Hund ist vollkommen der gleiche mit Ausnahme der Behaarung, die nicht stockhaarig, sondern mittellang, schlicht bis leicht gewellt, nie gerollt oder gekräuselt und ebensowenig langzottig sein darf. Gewöhnlich ist das Haar auf dem Rücken, namentlich in der Gegend der 11 Hüfte bis zur K Flippe, etwas stärker gewel lt, was leicht angedeutet auch bei dem Hospizhund zu treffen ist.

Die Rute ist buschig stark, doch lang behaart. Gerolltes oder gelocktes Haar an der Rute nicht Gescheitelte oder Fahnenrute fehlerhaft. Gesicht und Behang sind kurz und weich behaart; länger entwickeltes Seidenhaar an der Ohrbasis gestattet, resp. fast stets, sozusagen als Norm vorkommend. Vorderläufe nur leicht befedert; an den Keulen stark entwickelte Hosen.

Fehlerhaft sind vor Allem Bildungen, die an Neufundländerkreuzung erinnern , wie z. B. Senkrücken und unproportionirt langer Rücken, zu stark durchgebogene Sprunggelenke und mit aufstehenden Haaren besetzte Zwischenzehenräume.