FCI Standard (1981)

OFFIZIELLER FCI-STANDARD ST. BERNHARDSHUND NR. 61 VOM 15.9.1981

A) Der kurzhaarige St. Bernhardshund
1. Allgemeines: Kräftige, proportional hohe in allen Partien stram­me, muskulöse Figur mit mächtigem Kopf und höchst intelligentem Gesichtsausdruck. Bei Hunden mit dunkler Maske erscheint der Ausdruck ernster, doch nie bösartig.
2.  Kopf: Wie der ganze Körper sehr kräftig und imposant. Der star­ke Oberkopf ist breit, etwas gewölbt und geht seitlich in sanfter Rundung in die sehr kräftig entwickelten, hohen Backenpartien über. Hinterhauptbein nur mäßig entwickelt.
Der obere Augenrand ist sehr stark entwickelt und bildet mit der Längsachse des Kopfes annähernd einen rechten Winkel.
Zwischen den Augen, an der Schnauzenwurzel tief einschnei­dend beginnend und gegen den Ansatz des Hinterhauptbeines allmählich sich verlierend, zieht sich eine namentlich in der vorderen . Hälfte kräftig markierte Furche über den ganzen Oberkopf. Die seitlichen Linien, vom äußeren Augenwinkel zum Hinterkopfe, diver­gieren nach hinten ziemlich stark.
Die Stimhaut bildet über den Augen, gegen die Stirnfurche sich einander nähernde, mehr oder weniger deutlich ausgesprochene, ziemlich starke Falten, die besonders im Affekt stärker hervortreten, jedoch nichts weniger als den Eindruck des Finsteren bewirken. Zu stark entwickelte Falten sind nicht erwünscht.
Der Oberkopf geht plötzlich, und ziemlich steil abfallend, in die Schnauzenpartie über.
Die Schnauze ist kurz, nicht verjüngt, und der senkrechte Durchschnitt an der Schnauzenwurzel muß großer sein als die Länge der Schnauze. Der Schnauzenrücken ist nicht gewölbt, sondern gerade, bei manchen Hunden mitunter leicht durchgebrochen.
Von der Schnauzenwurzel führt über den ganzen Schnauzenrük-ken eine ziemlich breite, deutlich ausgesprochene, seichte Rinne zur Nase.
Die Lefzen des Oberkiefers sind stark entwickelt, nicht scharf abgeschnitten, sundern in schönem Bogen in den unteren Rand über­gehend, leicht überhängend.
Die Lefzen des Unterkiefers dürfen nicht tief niederrangen.
Das Gebiß soll kräftig sein und ist im Verhältnis zur Kopfgestal-tung nur mäßig stark entwickelt. Verlangt wird Scherenge biß. Zan­gengebiß. Leichter V’orbiß, wenn sich Schneidezähne noch berühren. Das Fehlen von P I ist nicht strafbar.
Ein schwarzer Rachen ist erwünscht.
3. Nase: (Schwamm) Die Nase ist sehr kräftig, breit, mit weit geöff­neten Nasenlöchern, und soll wie die Lefzen stets schwarz sein.
4. Behang: Der Behang ist mittelgroß, ziemlich hoch angesetzt, an der Basis mit sehr kräftig entwickelter Muschel, leicht abstehend, dann in scharfer Biegung seitlich abfallend und ohne jede Drehung der Kopfform sich anschmiegend. Der Ohrlappen ist zart und bildet ein abgerundetes, nacli der Spitze hin wenig verlängertes Dreieck, dessen vorderer Rand fest Hm Kopf anliegt, während der hinlere Rand, besonders bei aufmerksamer Haltung, etwas abstehen darf. Schwach angesetzte Behänge, die sich an ihrer Ansatzlinie sofon dem Kopf anschmiegen, geben demselben ein ovales, zu wenig markiertes Aussehen, während ein kräftig entwickelter Ohrenansatz demselben eine mehr eckige, breitere Oberkopfpartie und ein viel ausdrucksvolleres Aussehen verleiht.
5. Augen: Die Augen stehen mehr nach vom als nach der Seite, sind mittelgroß, dunkelbraun, mit klugem, freundlichen Ausdruck, liegen mäßig tief. Die unteren Lider schließen in der Regel nicht vollkom­men und bilden dann gegen den inneren Augenwinkel eine eckige Falte. Zu tief hängende Lider mit auffällig hervortretenden Tränen­drüsen oder hoch geröteter, wulstiger Eindeh autfalte und zu helle Augen sind verwerflich.
6. Hals: Der Hals ist hoch angesetzt, sehr kräftig und wird im Affekte steil, sonst aber horizontal oder leicht gesenkt getragen. Der Übergang vom Kopf zum Nacken ist durch eine deutliche Furche markiert. Nacken sehr muskulös und seitlich gewölbt, wodurch der Hals ziemlich kurz erscheint. Gut ausgesprochene Kehl- und Hals-wamme. doch ist zu starke Entwicklung derselben nicht erwünscht.
7. Schultern: Die Schultern sind schräg und breit, sehr muskulös und kräftig. Widerrist stark ausgeprägt.
8. Brustkorb: Der Brustkorb ist sehr gut gewölbt, mäßig tief, soll nicht über die Eilbogen hernbreichen.
9. Rücken: Sehr breit, bis zur Lende vollkommen gerade, von der­selben zur Kruppe sanft abfallend und unvermerkt in die Schwanz­wurzel ubergehend.
10. Hinterhand: Gut entwickelt, Keulen sehr muskulös.
11. Bauch: Von der sehr kräftigen Nierenpartie deutlich abgesetzt, nur wenig aufgezogen.
12. Rute: Die Rute, unvermittelt aus der Kruppe breit und kräftig entspringend, ist lang, sehr schwer, sie endigt in kräftiger Spitze und wird in der Ruhe gerade herabhängend, nur im unteren Drittel leicht aufwärts gekrümmt getragen, welch letzteres nicht als Fehler taxiert wird. Bei einer großen Anzahl von Exemplaren wird die Rute an der Spitze leicht umgebogen getragen und ist daher f-förmig hängend.
Im Affekte tragen alle Hunde die Rute mehr oder weniger stark nach oben gerichtet. Doch darf sie nicht zu steil oder gar über den Rücken gerollt getragen werden. Leichtes Umrollcn der Schwanzspitze noch eher gestattet.
13. Oberarm: Sehr kräftig und außerordentlich muskulös.
14. Vorderläufe: Gerade, kräftig.
15. Hinterläufe: Sprunggelenke mäßig gewinkelt. Wolfsklauen (Sporren) sind unerwünscht, wo vorhanden, dürfen sie den Gang nicht hemmen.
16. Pfoten: Breit, mäßig geschlossen, mit kräftigen, ziemlich stark gewölbten Zehen. Die sogenannten Wolfsklauen (Sporren), welche sich mitunter an der Innenseite der Hinterläufe vorfinden, sind mehr oder weniger entwickelte Zehen und haben für den Gebrauch wie für die Beurteilung des Hundes keinen Wert. Sie dürfen durch operati­ven Eingriff entfernt werden.
17. Haar: Das Haar ist sehr dicht, stockhaarig, glatt anliegend, derb, aber doch nicht rauh sich anfühlend. Keulen sind leicht behost. Die Rute am Ansatz länger und dichter, gegen die Spitze allmählich weniger lang behaart. Die Rute erscheint buschig, keine Fahne bil­dend.
18. Farbe: Weiß mit Rot oder Rot mit Weiß, das Rot in seinen verschiedenen Nuancen, geströmte Platten mit weißen Abzeichen. Die Farben Rot und Braungelb sind völlig gleichwertig. Nötige Ab­zeichen sind: weiße Brust, Füße und Rutenspitze, Nasenband, Stirn­band (Blesse) und Genickfleck. Halsband (Halskrause) ist er­wünscht. Niemals einfarbig oder ohne Weiß. Fehlerhaft sind alle an­deren Farben, außer der sehr beliebten dunklen Verbrämung am Kopfe (Maske) und den Behängen. Man unterscheidet Mantel- und Plattenhunde.
19. Schulterhöhe: Die Schulterhöhe des Rüden sollte im Minimum 70 cm, der Hündin 65 cm betragen. Die weiblichen Tiere sind durch­wegs zarter und feiner gebaut.
20. Fehlerhaft: Als fehlerhaft sind alle mit den Rassekennzeichen nicht stimmenden Abweichungen zu betrachten, wie zum Beispiel Senkrücken und unproportioniert langer Rücken, zu stark durch­gebogene Sprunggelenke, ebenso zu steile Hinterhand, mit aufste­henden Haaren besetzte Zwischenzehenräume, Faßbeinigkeit und Kuhhessigkeit, Vor- und Unterbeinigkeit.
B) Der langhaarige St. Bernhardsbund
Die langhaarige Varietät gleicht vollkommen der kurzhaarigen, mit Ausnahme der Behaarung, die nicht stockhaarig, sondern mittel-lang. schlicht bis leicht gewellt, nie gerollt oder gekräuselt und ebensowenig langzottig sein darf. Gewöhnlich ist das Haar auf dem Kücken, namentlich in der Gegend der Hüfte bis-zur Kruppe, etwas stärker gewellt, was übrigens, leicht angedeutet, auch bei dem stock­haarigen zu treffen ist.
Die Rute ist buschig stark, doch mäßig lang behaart. Gerolltes oder gelocktes Haar an der Rute nicht erwünscht. Gescheitelte oder Fahnenrute fehlerhaft. Gesicht und Behang sind kurz und weich be­haart, länger entwickeltes Seidenhaar am Ohransatz gestattet. Vor­derläufe nur leicht befedert, an den Keulen stark entwickelte Hosen.

Tekst ja illustratsioon Antonio Morsiani raamatust “Der Bernhardiner” (1995)