FCI-Standard Nr. 61
St. Bernhardshund (Bernhardiner)
Ursprung: Schweiz
Datum der Publikation des gültigen Originalstandardes: 24.03.93
Verwendung: Begleit-, Wach- und Hofhund
Klassifikation FCI.: Gruppe 2 (Pinscher und Schnauzer, Molosser und Schweizer Sennenhunde) Seklion 2.2 (Molosser vom Typus Berghunde) Ohne Arbeitsprüfung Kurzer, geschichtlicher Überblick
Auf der Passhöhe des Großen Sl. Bernhard auf 2469 m über Meer haben Mönche im 11. Jahrhundert als Zufluchtsort für Reisende und Pilger ein Hospiz gegründet. Dort wurden seil der Mine des 17. Jahrhunderts zur Bewachung und zum Schutz große Berghundeb gehalten. Das Vorhandensein solcher Hunde ist bildlich seit 1695 und schriftlich in einer Aktennotiz des Hospizes im Jahre 1707 dokumentiert. Die Hunde wurden bald als Begleithunde und besonders als Rettungshunde für in Schnee und Nebel verirrte Reisende eingesetzt. Die in vielen Sprachen publizierten Chroniken über zahlreiche durch diese Hunde dem weißen Tode entrissene Menschenleben und die mündlichen Berichte der Soldaten, weiche 1800 mit Napoleon den Paß überquerten, haben im 19. Jahrhundert den Ruf des Bernhardiners, dazumal »Barry-Hund« genannt, über ganz Europa verbreitet, und der legendäre Barry wurde zum Urbild des Rettungshundes.
Die direkten Vorfahren des St. Bemhardshundes waren die in der Gegend viel verbreiteten großen Bauernhunde, welche in wenigen Generationen, nach einem fest- gelegten Idealtyp, zur heutigen Rasse gezüchtet wurden. Heinrich Schumacher von Holligen bei Bem begann als erster 1867 für seine Hunde Abstammungsurkunden auszustellen. Im Februar 1884 wurde das “Schweizerische Hundestammbuch” (SHSB) eröffnet; die allerersie Eintragung war der Bernhardiner Leon, und die weiteren 28 Eintragungen betrafen ebenfalls Bernhardiner. Am 15. März 1884 wurde der “Schweizerische St. Bernhardsclub” in Basel gegründet. Anläßlich eines internationalen Kynologenkongresses am 2. Juni 1887 wurde der Sl. Bernhardshund offiziell als schweizerische Hunderasse anerkannt und der Rassestandard wurde als verbindlich erklärt. Der Bernhardi?ner gilt seither als Schweizer Nationalhund.
Allgemeines Erscheinungsbild: Es existieren zwei Varietäten des St. Bemhardshundes: Varietät Kurzhaar (Stockhaar) und Varietät Langhaar. Beide Varietäten sind von beachtlicher Größe und haben einen harmonischen, kräftigen, strammen und muskulösen Körper, mit imposantem Kopf und aufmerksamem Gesichtsausdruck.
Verhalten und Charakter (Wesen): Im Wesen freundlich. Temperament ruhig bis lebhaft, wachsam.
Wichtige Proportionen: Ideale Proportion Widerristhöhe zu Rumpflange (gemessen vom Buggelenk zum Sitzbeinhöcker) = 5:6. Ideales Verhältnis Widerristhöhe zu Brustliefe siehe folgende Skizze:
Kopf: Allgemein: kräftig und imposant
Oberkopf: stark, breit, im Profil und von vome gesehen leicht gewölbt; seitlich in sanfter Rundung in die kräftig entwickelten, hohen Backenpartien übergehend; gegen die Schnauze zu steil abfallend. Hinterhauptbeinhöcker nur mäßig betont; obere Augenbogen stark entwickelt. Die am Stirnansatz beginnende, mitten über den Oberkopf verlaufende Stirnfurche verliert sich allmählich bis zum Hinterhauptbein. Die Slimhaul bildet über den Augen gegen die Slimfurche zu sich einander nähernde Falten. In der Erregung zeichnen sie sich stärker ab. Im Affekt bildet der Ohransatz mit dem Oberkopf eine gerade Linie.
Stop: markant ausgeprägt.
Fang: kurz, gleichmäßig breit; Nasenrücken gerade, mit leichter Rinne. Fanglänge kürzer als Fangtiefe (gemessen am Fongansatz).
Nase: breit und eckig; Nasenlöcher gut geöffnet; Nasenschwamm schwarz.
Lefzen: Lefzenrand schwarz, Lefzen des Oberkiefers stark entwickelt und überhängend, gegen die Nase hin einen weilen Bogen bildend. Mundwinkel bleibt sichtbar.
Gebiß: kräftiges, regelmäßiges und vollständiges Scheren- oder Zangengebiß. Umgekehrtes Scherengebiß zulässig. Fehlen der PM 1 (Prämolaren) toleriert.
Augen: mittelgroß, dunkelbraun bis nußbraun, mäßig tief liegend, mit freundlichem Ausdruck, möglichst geschlossen; Lidränder vollständig pigmentiert Natürlicher gefestigter Lidschluß angestrebt; kleiner Knick am Oberlid und kleiner Knick mit wenig sichtbarer Bindehaut am Unterlid zulässig.
Ohren: mittelgroß, hoch und breit angesetzt. Ohrmuscheln stark entwickelt. Ohrlappen geschmeidig, dreieckförrtüg mit abgerundeter Spitze; hinterer Rand leicht abstehend, vorderer Rand an den Backen anliegend.
Hals: kräftig; Kehl- und Halswamme mäßig entwickelt.
Körper:
Allgemeines: Gesnmterscheinung imposant und harmonisch.
Obere Profillinie: Widerrist gut ausgeprägt; vom Widerrist bis zur Lende gerade; Kruppe sanft abfallend, fließend in die Schwanzwurzel übergehend.
Rücken: breit, kräftig, fest.
Brust: Brustkorb mäßig tief mit gut gewölbten Rippen, nicht tiefer als bis zu den Ellenbogen reichend.
Bauch und untere Profillinie: gegen hinten leicht aufgezogen.
Rute: Ansatz breit und kräftig. Rute lang und schwer, letzter Schwanzwirbel mindestens bis zum Sprunggelenk reichend; in der Ruhe gerade herabhängend oder im unteren Drittel leicht aufwärts gekrümmt, in der Erregung höher getragen.
Gliedmaßen: Vorderhand:
Allgemeines: Stellung eher breit, von vorne gesehen gerade und parallel.
Schulterblatt: schräg gesteilt, muskulös und gut anliegend. Oberarm: gleich lang oder nur wenig kürzer als Schulterblatt; Winkel zwischen Schulterblatt und Oberarm nicht zu stumpf.
Ellenbogen: anliegend.
Unterarm: gerade, starkknochig, trocken bemuskeli. Vordermittelfuß: von vorne gesehen senkrecht gestellt, von der Seite gesehen leicht abgewinkelt.
Vorderpfoten: breit, geschlossen, mit kräftigen, stark gewölbten
Zehen.
Hinterhand:
Allgemeines: Hinterhand mäßig gewinkelt und muskulös; von
hinten gesehen Hinterläufe parallel und nicht eng stehend.
Oberschenkel: kräftig, muskulös, Keulen breit.
Kniegelenke: gut gewinkelt, weder aus- noch einwärts gedreht.
Unterschenkel: schräg gestellt, ziemlich lang.
Sprunggelenke: leicht gewinkelt und fest.
Hinlermittelfuß: von hinten gesehen gerade und parallel gesiefli.
Hinterpfoten: breit, geschlossen, mit kräftigen und stark gewölbten
Zehen. Afterkrallen toleriert, sofern sie den Bewegungsablauf nicht
behindern.
Gangwerk: harmonischer ausgreifender Bewegungsablauf mit gutem Schub aus der Hinterhand; Vorder- und Hinterpfoten werden geradlinig vorgesetzt.
Haarkleid:
Beschaffenheit des Haares: Varietät Kurzhaar (Stockhaar): Deckhaar dicht, glatt, anliegend und derb; Unterwalle reichlich. Keulen leicht behost; Rute dicht behaart.
Varietät Langhaar: mittellanges gerades Deckhaar mit reichlich Unterwolle; über Hüfte und Kruppe meistens etwas gewellt. Stark behoste Keulen, Vorderläufe mit Befederung. Gesicht und Ohren kurz behaart; Rute buschig.
Farbe des Haares: Grundfarbe weiß mit kleineren oder größeren roibraunen Platten (Plattenhunde) bis durchgehende rotbraune Decke über Rücken und Flanken (Mantelhunde). Zerrissener Mantel (mit Weiß durchbrochene Decke) gleichwertig. Geströmtes Rotbraun zulässig. Braungelb toleriert. Dunkle Verbrämung am Kopf erwünscht. Anflug von Schwarz am Körper toleriert.
Abzeichen: Brust, Pfoten. Rutenspitze, Nasenband, Blesse und Genickfleck müssen weiß sein. Erwünscht: weißer Kragen, symmetrische dunkle Maske.
Größe:
Mindestmaß:
Rüden: 70 cm
Hündinnen: 65 cm
Höchstmaß:
Rüden: 90 cm
Hündinnen: 80 cm
Hunde, welche das Höchstmaß überschreiten, werden in ihrer Beurteilung nicht abgewertet, sofern sie in ihrer Gesamterscheinung harmonisch wirken und ein korrektes Gangwerk aufweisen.
Fehler: Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten ist als Fehler anzusehen. Dessen Bewertung muß im Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen und mit berücksichtigen, inwieweit Wesentliches beeinträchtigt ist.
- mangelndes Geschlechtsgepräge
- unharmonische Gesamterscheinung
- starke Faltenbildung an Kopf und Hals
- zu kurze oder zu lange Schnauze
- nach außen fallende Lefzen am Unterkiefer
- Vorbiß und Rückbiß
- fehlende Zähne außer PM 1
- tief angesetzte Ohren -helle Augen
- Entropium. Ektropium
- Augenlider zu lose
- Senkrücken, Karpfenrücken
- überbaute oder stark abfallende Kruppe
- auf dem Rücken gerollt getragene Rute
- krumme oder stark ausgedrehte Vorderläufe
- steile. O-beinige oder kuhhessige Hinterhand
- fehlerhaftes Gangwerk
- Kraushaar
- unvollständige oder fehlende Pigmentierung an Nasenschwamm, um die Nase herum, an den Lefzen und an den Augenlidern fehlerhafte Abzeichen, z.B. rot-braune Spritzer im Weiß.
- Wesensschwäche, Aggressivität.
Von der Bewertung ausschließende Fehler:
- vollständig weißes oder vollständig rotbraunes Haarkleid
- andersfarbiges Haarkleid
- blaues Auge, Birkauge
N.B. Rüden müssen zwei sichtbar normal entwickelte Hoden aufweisen, welche sich vollständig im Hodensack befinden.
Tekst ja illustratsioon Antonio Morsiani raamatust “Der Bernhardiner” (1995)